Biel (BE): Bauliches Erbe der Migrationsgeschichte: Saisonnier-Baracken

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barraquements saisonniers

Zwischen Gleisen und See lag in Biel über Jahrzehnte unbemerkt ein baulicher Zeuge der jüngeren Schweizer Migrationsgeschichte. 2022 wurden im Rahmen der Ausstellung im NMB Neues Museum Biel «Wir, die Saisonniers … 1931–2022» die ehemaligen Unterkünfte für Saisonniers entdeckt. Sie sind im Zustand der 1950er Jahre erhalten. Bis zu 100 Saisonniers aus unterschiedlichen Ländern lebten bis Mitte der 1990er Jahre in den prekären Unterkünften.

Es handelt sich um schweizweit einzigartige bauliche Zeugen der jüngeren Schweizer Geschichte. Solche von der restlichen Bevölkerung isolierten Unterkünfte für Saisonniers gab es in der Schweiz hunderte, nur verschwanden sie im Laufe der Zeit. Dem baulichen Erbe dieses wichtigen Kapitels in der Schweizer Geschichte schenkte man keine Beachtung – die Saisonniers sollten nicht dazu gehören. 

Die Führung ermöglicht es, in ein Stück kaum aufgearbeiteter Schweizer Geschichte einzutauchen. Nach einer historischen Einordnung führt uns der Rundgang durch die noch zugänglichen Saisonniers-Baracken. Die gegenüber gelegene Villa von 1954 des Firmeninhabers kann nicht besichtigt werden. Jedoch offenbaren anlässlich der Wiederentdeckung gemachte Fotografien die rechtlichen, sozialen sowie materiellen Gegensätze auf dem Areal. Ein tiefer Graben geht durch das Gelände, obwohl einzig 20 Meter zwischen den beiden Bauten liegen.

Die Führung lädt auch dazu ein, sich Gedanken über die denkmalpflegerischen Kriterien zu machen. Repräsentieren die erhaltenen Bauten die Geschichte der Schweiz oder einzig das, woran sich die Schweizer Gesellschaft erinnern will?

En collaboration avec
Florian Eitel, Historiker und Kurator, und Lucas Dubuis, Fotograf
 
Informations complémentaires
Visite guidée en français, 11h–12h (Témoin architectural de l'histoire migratoire suisse : les baraques des saisonniers).