Referate
Nach einer Einordnung von «Qualität» und verwandten Begriffen durch Felix Rauh berichteten vier Vorträge aus unterschiedlichen Perspektiven über Qualitätskontrolle bei audiovisuellen Erhaltungsprojekten. Camille Martin von der INA in Frankreich betonte, dass Qualitätskontrolle nicht erst am Schluss, sondern bereits zu Beginn eines Erhaltungsprojektes mitgedacht werden muss. Dafür müssen der Zustand des Originals und der ganze Digitalisierungsworkflow genau bekannt sein, um Mängel beurteilen zu können. Das zweite Referat von Denise Barcella und Antoine Mercier (RTS) zeigte auf, wie mit Hilfe von Data Science Fehler von Massendigitalisierungen automatisch detektiert werden können und dadurch viel Zeit gespart wird. Einen ganz anderen Ansatz stellte Julia Wallmüller von der Deutschen Kinemathek vor. Ihr Referat thematisiert Qualitätskontrolle bei der Digitalisierung von Filmen durch einen externen Dienstleister. Sie hob besonders Materialkenntnisse, technisches Grundverständnis des Archiv-Verantwortlichen, die Dokumentation des Ausgangsmaterials, das grosse Vertrauen zum Dienstleister und die intensive Begleitung des Prozesses durch die VertreterInnen der Gedächtnisinstitution hervor. Auch Johannes Gfeller, der sich Gedanken zu Digitalisierung von Audiomaterial machte, betonte die Wichtigkeit von Kenntnissen über die Trägermaterialien und die technischen Gerätschaften als Voraussetzung für Qualität. Er warnt vor der Illusion, dass Unsauberkeiten im Nachhinein korrigiert werden könnten.
Workshops
In den beiden Workshops zu Pflichtenheften lernten die Teilnehmenden Gründe und Voraussetzungen für die Ausarbeitung von Pflichtenheften ebenso wir ihre Inhalte kennen. Zusätzlich wurde auf den Aufwand aufmerksam gemacht, den Dienstleister bei der Redaktion von Offerten aufgrund von umfangreichen Pflichtenheften haben. Die Leiterinnen der Workshops zu Softwaretools betonten, dass bereits auf der analogen Seite der Signalweg sorgfältig kontrolliert werden muss. Nach der Digitalisierung sollte die Qualität sofort getestet werden, um möglichst schnell reagieren zu können. Eine Checkliste hilft dabei, die wichtigsten Schritte einzuhalten.
Fazit
Gedächtnisinstitutionen müssen sich die Kompetenz aneignen, um die Qualität einer Digitalisierung selber zu definieren und Qualitätskontrolle über den ganzen Workflow hinweg zu planen. Eine enge Zusammenarbeit mit Dienstleistern und der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses hilft dabei. Um Unsicherheiten über den genauen Inhalt eines Auftrags zu vermeiden, braucht es aber dennoch klare Handlungsanweisungen, z.B. in Form von Pflichtenheften. Allerdings sollten diese nicht zu komplex ausfallen. Die Qualitätskontrolle im engeren Sinn findet sowohl bei den Dienstleistern wie bei den Auftraggebern statt und besteht idealerweise aus einer Kombination von Software-Tools und manuellen Massnahmen.