Second Hand: Material verwenden, das zuvor jemand anderes gedreht hat. Ein übliches Verfahren im Dokumentarfilm, um Vergangenes zu rekonstruieren, Sachlagen zu beweisen oder Ereignisse wieder aufleben zu lassen. Aber durchaus auch, um Gedankengänge zu illustrieren, visuelle Vergleiche anzustellen, satirische Pointen zu setzen. Es ist aber auch ein Material, das für Filmschaffenden eine Herausforderung darstellt: Ästhetisch, ethisch, politisch, ökonomisch. Anhand neuester Filme und ausgewählten historischen Beispielen bietet ZDOK.23 eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Filmemacher:innen
Jedes nicht selbst gedrehte Material, – sei es nun gefunden, auf dem Flohmarkt erstanden, vom Internet runtergeladen oder aus öffentlichen oder kommerziellen Archiven – hat ein Vorleben. Es wurde in einer Absicht gedreht, trägt einen historisch bedingten kulturellen Code, ist an eine situative Perspektivierung gebunden, widerspiegelt Machtverhältnisse, enthält vielleicht Falschinformationen, diente eventuell propagandistischen Zwecken, wurde möglicherweise kulturell, politisch, oder in kolonialistischem Kontext angeeignet und hat aufgrund der Kommerzialisierung unseres Bilderbes einen beträchtlichen Preis.
Eine Tagung mit: Alan Berliner (u.a. «First Cousin Once Removed»), Magnus Gertten (u.a. «Every Face Has a Name»), Giulia Giapponesi (u.a. «Carracci – La rivoluzione silenziosa»), Andreas Hoessli (u.a. «Der nackte König»), Ihor Ivanko (u.a. «Fragile Memory»), Richard Misek (University of Kent, UK), Jyoti Mistry (University of Gothenburg, Schweden) und Marta Popivoda (u.a. «Pejzazi otpora»).
Ausserdem werden (Film-)Wissenschaftler:innen wie Monika Dommann (Universität Zürich, Schweiz), Dina Iordanova (University of St. Andrews, Schottland, «Cinema of the Other Europe»), Ursula von Keitz (Filmuniversität Babelsberg, Deutschland, «Mediale Transformationen des Holocausts») und Dima Saber (Birmingham City University, UK) ergänzend Einblick in ihre Arbeit geben. ZDOK.23 fördert so den Diskurs über filmgestalterische Positionen im Umgang mit dem Material der Anderen.
Bildquelle: «Fragile Memory» von Ihor Ivanko