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«Kino vor dem Kino: Lavanchy-Clarke, Schweizer Filmpionier». Gedanken zur Ausstellung im Musée Tinguely in Basel

Seit dem 19. Oktober zeigt das Museum Tinguely in Basel eine Ausstellung rund um Lavanchy-Clarke, den Schweizer Pionier des Films und der Farbfotografie. Roland Cosandey hat die Ausstellung besucht und teilt hier seine Gedanken mit uns.

François-Henri Lavanchy-Clarke: Was ist das für einer?

Das Museum Tinguely (Basel) bietet eine großartige Ausstellung mit dem Titel Kino vor dem Kino: Lavanchy-Clarke, Schweizer Filmpionier, die bis zum 29. Januar 2023 zu sehen ist. Es ist die umfangreichste Präsentation, die je über den Zeitraum 1890-1900 und über einen nur Spezialisten bekannten und für die Schweiz so wichtigen Filmpionier, den Waadtländer François-Henri Lavanchy-Clarke (1848-1922), gemacht wurde. Die Veranstaltung findet parallel zum Kinostart des Spielfilms statt, den Hansmartin Siegrist ihm gewidmet hat. Lavanchy-Clarke war vom Frühjahr 1896 bis zum Frühjahr 1897 Konzessionär des Cinématographe Lumière für die Schweiz und filmte danach noch bis 1904. Schweizer Dorf bei der Landesausstellung 1896, Stadtansichten, historische Umzüge, Basler Karneval, Werbung für Sunlight-Seife, Familienfilme… Aus dieser Produktion sind etwa 50 Filme erhalten geblieben. Einige Ansichten sind im Lumière-Katalog enthalten, die meisten sind unveröffentlicht. Dieser umfangreiche Korpus wurde in Frankreich bei der Direktion für Filmerbe des CNC (Bois d’Arcy) hinterlegt und dort digitalisiert. Es handelt sich dabei um die einzige homogene Sammlung von konservierten Schweizer Filmen, die vor den 1920er Jahren produziert wurden. Die Ausstellung zeigt das Kino als ein Feld einer vielfältigen Tätigkeit, zu der auch die internationale Verteidigung der Sache der Blinden, der Import der englischen Seife Sunlight in die Schweiz und die Entwicklung von automatischen Vertriebssystemen gehörten.

Die Karten sind auf Deutsch, Französisch und Englisch.Der Besuch dauert, wenn man genau hinschaut, einen Spielfilm lang. Dies ist die einmalige Gelegenheit, parallel zu Hansmartin Siegrists Film Lichtspieler (Wie Lavanchy-Clarke die Schweiz ins Kino holte) eine Geschichte zu entdecken, die durch die verschiedensten Dokumente erzählt wird und von erstaunlichem Reichtum ist. Mit Laterna magica, bewegten Bildern (Demenÿs Phonoskop, Cinématographe Lumière), Fotografie (Kodak Panoramic, Stereoskopische Fotografie, Autochrome Lumière) und verschiedenen Automaten vermittelt die Ausstellung eine Art Einheit in Lavanchy-Clarkes vielfältigen Bemühungen. Ein Lavanchy-Clarke-Programm mit weitgehend unveröffentlichten Aufnahmen aus den Jahren 1896 bis 1904 wurde Anfang Oktober bei den Giornate del cinema muto in Pordenone vorgestellt. Der Katalog berichtet ausführlich darüber. Er ist online. Er befindet sich auf den Seiten 183-208, in Italienisch und Englisch: http://www.giornatedelcinemamuto.it/catalogo-2022/

Lavanchy-Clarke au Cinématographe © Fondation Herzog, Bâle

Kino vor dem Kino: Lavanchy-Clarke, Schweizer Filmpionier
19. Oktober 2022 – 29. Januar 2023

Schon 1896 filmte François-Henri Lavanchy-Clarke (1848-1922) die Schweiz, um sie im vielleicht ersten Kino der Welt vorzuführen: In seinem extravaganten Pavillon an der Genfer Landesausstellung. Dieser erfinderische Medienpionier ist zugleich der erste Schweizer Farbfotograf, aber auch ein dreister Werber, umtriebiger Seifenindustrieller und Reformer des internationalen Blindenwesens. Dennoch ist er heute fast vergessen – und mit ihm sein lange verschollenes filmisches Werk, das er mit dem bahnbrechenden ‚Cinématographe‘ der Frères Lumière in der Schweiz der Belle époque vorführte. Die Ausstellung bringt seine Filme und Fotografien zurück ans Licht und entdeckt den Waadtländer Weltbürger auch als Konstrukteur von Automaten. Zur Ausstellung

 

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