Ich arbeite für eine sehr kleine, nicht auf audiovisuelle Unterlagen spezialisierte Institution und habe Videos in meinen Beständen. Was soll ich tun?
Falls Sie keinerlei Erfahrungen haben kann es sinnvoll sein, sich an eine grössere Institution Ihrer Region zu wenden um zu fragen, ob und wie diese Sie unterstützen kann. Für erste eigene Massnahmen oder zur Vorbereitung von solchen bieten die Memoriav-Empfehlungen «Video. Die Erhaltung von Videodokumenten» eine gute Grundlage.
In meiner Videosammlung hat es Videobänder, wie ich sie noch nie gesehen habe. Wie finde ich heraus, um welche Formate es sich handelt?
In den Memoriav-Empfehlungen «Video. Die Erhaltung von Videodokumenten» gibt es eine Übersicht über die in der Schweiz gebräuchlichsten Videoformate.
Hier finden Sie weitere Hinweise für die Identifikation von Videobändern:
– Texas Commission on the Arts (Hg.) (2004), Videotape Identification and Assessment Guide, http://www.arts.texas.gov/wp-content/uploads/2012/04/video.pdf [zuletzt besucht 30.6.2014]
– Johannes Gfeller, Agathe Jarczyk, Joanna Phillips (2013), Kompendium der Bildstörungen beim analogen Video, Scheidegger & Spiess
Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Memoriav-Empfehlungen «Video. Die Erhaltung von Videodokumenten» im Kapitel Reproduktion, S. 18ff.
Wir möchten unsere Videosammlung auf DVD kopieren. Was müssen wir besonders beachten?
Zur Langzeiterhaltung sind DVDs nicht geeignet, weil beim Transfer unwiederbringliche Informationsverluste entstehen und weil (v. a. bei selbst gebrannten) DVDs ein grosses Risiko von Materialproblemen besteht. Als Archivkopien sollten Sie daher ein anderes Zielformat wählen. Als vorläufige Benutzungskopien können DVDs dagegen nützlich sein, werden aber zunehmend von trägerunabhängigen Lösungen mit Videodateien abgelöst.
Welche Videoformate empfehlen Sie als Archivkopie?
Als Faustregel gilt, dass die Qualität des Zielformates die best mögliche sein sollte, mindestens aber derjenigen des Ausgangsformates entsprechen muss. Neben der Aufzeichnungsqualität sind die Obsoleszenzgefahr (Verschwinden der Abspieltechnologie) und langfristige Stabilität wichtige Entscheidungsfaktoren. Professionelle Videokassetten wie DigitalBetacam oder HDCam SR galten bis vor kurzem noch als geeignetes Format für die Sicherung auf Videoband von Videos in Standard Definition, falls eine Infrastruktur für dateibasierte Archivierung fehlte; nach der Ankündigung von Sony, ab 2023 jeglichen Support für Bandmaschinen aufzugeben, können Bänder generell für die Langzeiterhaltung nicht mehr empfohlen werden. Für die dateibasierte Archivierung ist die Wahl des geeigneten Formats stark kontextabhängig. In den Memoriav-Empfehlungen «Digitale Archivierung von Film und Video: Grundlagen und Orientierung» finden Sie weitere Hinweise.
Kann ich die Originale nach der Digitalisierung vernichten?
Nein, physische Originale (analog und digital) sollten mindestens so lange unter geeigneten klimatischen Bedingungen aufbewahrt werden, als ihre Lesbarkeit gewährleistet ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass künftige Technologien und/oder Anforderungen eine erneute Digitalisierung sinnvoll erscheinen lassen. Falls von diesem Grundsatz abgewichen wird, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: Die digitale Archivierung erfüllt die Anforderungen von OAIS, die Originale sind umfassend, wenn möglich mit Fotografie dokumentiert, die Digitalisate wurden systematisch und nachvollziehbar kontrolliert, eine beispielhafte Auswahl originaler Träger wird aufbewahrt.
Können wir die Digitalisierung auch selber machen?
Damit die Qualität einer Digitalisierung den höchsten Ansprüchen genügen kann, braucht es professionelle Geräte und viel Wissen im Umgang mit Videosignalen. Die meisten Institutionen verfügen weder über die Infrastruktur noch über ausgebildetes Personal für den Umgang mit den Videos. Deshalb empfehlen wir Ihnen, für die Digitalisierung professionelle Partner zu suchen, die Erfahrungen im Umgang mit älteren Videos haben. Memoriav kann Ihnen bei der Suche behilflich sein, Sie finden auch Informationen auf der Memoriav-Website unter Services/Dienstleister.
Wie wissen wir, wann unsere Videosammlung digitalisiert werden muss?
Die Digitalisierung ist wegen der beschränkten Haltbarkeit von Videobändern und der technischen Entwicklung unumgänglich. Um den optimalen (oder spätesten) Zeitpunkt für den Transfer zu finden, müssen Sie über die vorhandenen Formate und den Zustand Ihrer Sammlung Bescheid wissen. Erstellen sie hierfür ein genaues Inventar und kontrollieren Sie ca. alle 1 bis 2 Jahre den Zustand eines repräsentativen Teils ihrer Videosammlung; es kann sinnvoll sein, von einer Fachperson eine Expertise machen zu lassen oder sich zumindest von einer solchen beraten zu lassen. Eine Digitalisierung drängt sich dann auf, wenn der Zustand der Bänder sich merklich verschlechtert oder die Abspieltechnologie verschwindet. Die so genannte Obsoleszenz muss genau beobachtet werden. In den Memoriav-Empfehlungen «Video. Die Erhaltung von Videodokumenten» finden Sie eine Übersicht über die häufigsten Videobandformate und eine Einschätzung des Obsoleszenzrisikos.
Wir haben mit einer Videosammlung auch noch ein altes, nicht mehr gebräuchliches Abspielgerät übernommen. Was sollen wir damit tun?
Unbedingt behalten! Abspielgeräte von obsoleten Formaten spielen bei der Rettung von Videobeständen eine entscheidende Rolle. Werden diese nicht mehr gebaut, ist man auf gebrauchte Geräte angewiesen. Auf keinen Fall dürfen Sie aber Bänder auf einem ungewarteten Gerät abspielen. Falls Sie das Gerät selber nicht warten und betreiben können, kann Ihnen Memoriav beim Vermitteln von Kontakten zu spezialisierten Firmen oder Institutionen behilflich sein.
Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Memoriav-Empfehlungen «Video. Die Erhaltung von Videodokumenten» im Kapitel Erhaltungsbedingungen, S. 12ff.
Welche klimatischen Bedingungen empfehlen Sie für die Lagerung von Videobändern?
Am wichtigsten sind stabile Temperatur- und relative Feuchtigkeitswerte! In einem Zeitraum von 24 Stunden sollten Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit nicht mehr als ±5% und Temperaturveränderungen nicht mehr als ±2°C betragen. Die optimalen Bedingungen für langfristige Aufbewahrung sind 8°C (unter keinen Umständen weniger) und eine relative Luftfeuchtigkeit von 25%. Die folgenden Bedingungen sind für die längerfristige Aufbewahrung von Magnetbändern auf Polyesterbasis (wie zum Beispiel Videobänder) vertretbar: 20°C bei 20–30% relativer Luftfeuchtigkeit, 15°C bei 20–40% relativer Luftfeuchtigkeit oder 10°C bei 20–50% relativer Luftfeuchtigkeit.
Unsere Videosammlung liegt momentan in Kartonhüllen auf offenen Gestellen, was können wir verbessern?
Für die langfristige Lagerung besonders geeignet sind separate staubfreie Räumlichkeiten, in denen die Videobänder in geeigneten Plastikhüllen vertikal auf gut belüfteten Gestellen aufgestellt werden können. Beim Wechseln der Hüllen ist zu beachten, dass allfällige Informationen, die für das Verständnis des Videos nötig sind, gut dokumentiert (ev. fotografiert) werden müssen. Achten Sie unbedingt auch darauf, dass der Kopierschutz an den Kassetten aktiviert ist!
Stimmt es, dass Videobänder regelmässig umgespult werden müssen?
Nein. Gute Lagerbedingungen (s. o.) und regelmässige Zustandskontrollen sind die Grundvoraussetzungen für die optimale Erhaltung von Videobändern.
Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Memoriav-Empfehlungen «Video. Die Erhaltung von Videodokumenten» im Kapitel Zugang zu Videodokumenten, S. 22f.
Wie soll Videomaterial katalogisiert werden?
Bibliothekskataloge, die für die Erfassung von schriftlichen Publikationen geschaffen wurden, oder archivische Findmittel, welche nicht Einzeldokumente erschliessen, werden häufig den Bedürfnissen des bewegten Bildes nicht gerecht. Es gibt verschiedene Metadatenstandards, die für die Katalogisierung von Videos nützlich sein können (z. B. EBUCore, PREMIS, METS), es gibt allerdings keinen eigenständigen und vollständigen Standard. Es lohnt sich, verschiedene Standards zu verbinden und eigene Feldern zur speziellen inhaltlichen und technischen Beschreibung von Videos anzulegen.
Wir möchten unsere Bezutzungskopien auf VHS ablösen. Was sind heute empfehlenswerte Lösungen?
DVDs sind wegen der einfachen Handhabung und der grossen Verbreitung ein beliebtes Benutzungsformat. Heute sind beschränkt oder frei zugängliche Online-Portale eine sehr benutzerfreundliche Lösung, da sie einen schnellen Zugriff und eine optimale Verbindung mit einer Datenbank ermöglichen.
Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Memoriav-Empfehlungen «Video. Die Erhaltung von Videodokumenten» im Kapitel Notfallplanung und Schadensbegrenzung, S. 24f.
Wir haben in unserer Videosammlung schimmlige Bänder entdecket, was sollen wir tun?
Kontaktieren Sie umgehend eine spezialisierte Institution oder Firma, isolieren Sie die schimmligen Bänder von anderen und achten Sie darauf, keine Sporen einzuatmen, sie könnten giftig sein. Im Bedarfsfall vermittelt Memoriav den Kontakt zu den Spezialisten.
Unsere Videos sind bei einem Archivbrand mit anschliessendem Wasserschaden in Mitleidenschaft gezogen worden. Können wir sie noch retten?
Wenn Sie schnell handeln, ja! Da Magnetbänder sehr feuchtigkeitsanfällig sind, muss rasch gehandelt werden. Schicken Sie die Bänder so schnell als möglich an eine spezialisierte Institution oder Firma, die in der Lage ist, die Erhaltungsmassnahmen durchzuführen. Bei Bedarf vermittelt Memoriav den Kontakt zu den SpezialistInnen.