In dieser Übersicht werden sämtliche relevanten Videobänder kurz beschrieben und abgebildet. Die Beschreibungen und die Angabe der hierzulande bekannten Verwendungsweisen und -perioden sowie die Kategorisierung in professionelle, semiprofessionelle und Amateurformate sollen die Identifikation von Bändern erleichtern. Professionelle Formate genügen höchsten Ansprüchen, Einsatz vor allem im TV-Bereich, aber auch für Industrie- und Werbefilme, semiprofessionelle Formaten, wurden von anspruchsvollen Privatanwendern aber auch im Bildungs- und Forschungsbereich verwendet, Amateurformate sind auf den privaten Verbrauchermarkt ausgerichtet.
Die Identifikation ist eine der Voraussetzungen für die Erarbeitung von Inventar (Überblick über Umfang und Struktur der Bestände) und Bestandsanalyse (Provenienz, vorhandene Formate, Zustand, Inhalte usw.), welche wiederum unerlässlich sind für die Entwicklung von Erhaltungsstrategien oder die Planung einzelner Erhaltungsmassnahmen. Nur auf dieser Grundlage kann eine Gedächtnisinstitution informierte Entscheide beispielsweise bezüglich Bewertung, Auswahl oder Prioritäten fällen, Aufwandschätzungen machen oder Offerten für externe Dienstleistungen einholen.
Im Gegensatz zur ersten Ausgabe der Empfehlungen wurden auch solche Formate und Varianten aufgenommen, die vielleicht weniger gängig, aber dafür umso schwieriger zu identifizieren sind. Ausserdem wurde auf die Einschätzung der Obsoleszenz der einzelnen Bandformate verzichtet; das Thema wird in einem eigenen Abschnitt behandelt.
Es werden in verschiedenen Quellen sehr unterschiedliche Einführungsdaten für die jeweiligen Formate angegeben; aus pragmatischen Gründen wurde jeweils das früheste Datum übernommen. Über den Bildern stehen die offiziellen Namen, aber auch gebräuchliche alternative Bezeichnungen.
Analoge Bandformate
2 Zoll, 2”, Quad(ruplex)
Breite des Bandes: 2 Zoll = 50.8 mm / Offenspule
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1956 / bis frühe 1980er Jahre
Entwickler / Hersteller: Ampex Corportation
Verwendung: TV, professionelle Produktionen
1 Zoll, 1”, A-Format, Typ A
Breite des Bandes: 1 Zoll = 25.4 mm / Offenspule
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1965/ bis Mitte1980er Jahre
Entwickler / Hersteller: Ampex Corporation / Philips, Loewe-Opta, Grundig
Verwendung: TV, professionelle Produktionen
Bemerkungen: Andere 1” Offenspul-Formate, die ähnlich aussehen: 1” B (1975 Bosch), 1” C (Ampex, Sony 1976). Nicht kompatibel untereinander.
1/2 Zoll, EIAJ, Japan Standard
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Breite des Bandes: 1/2 Zoll = 12.7 mm / Offenspule
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1969 / bis Mitte 1980er Jahre
Entwickler / Hersteller: Sony / National, Sanyo, JVC
Verwendung: Videokunst, Videobewegung, Institutionen, Unternehmen; Portpak (Kamera mit tragbarem Rekorder)
Bemerkungen: Erstes standardisiertes Halbzoll-Format (Japan-Standard). Schwarz-Weiss-Aufnahmen mit Mono-Ton; andere 1/2 Zoll-Offenspul-Formate, die ähnlich aussehen, aber andere Abspielgeräte brauchen: Sony CV (1965), Shibaden (1967), Sony AV (1969)
VCR (Video Cassette Recording)
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / 125 x 145 x 40 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1971 / bis Ende 1980er Jahre
Entwickler / Hersteller: Philips, Grundig / Telefunken, Nordmende, Blaupunkt, Loewe-Opta
Verwendung: Verbrauchermarkt, Recorder (v.a. für TV-Aufzeichnungen)
Bemerkung: 1975 brachten Philips und Grundig VCR Longplay, LP (abwärtskompatibel zu VCR) und Grundig 1978 Super VCR (SVR, nicht kompatibel mit VCR und VCR LP) auf dem Markt.
U-Matic Low Band (LB), U-Matic High Band (HB), U-Matic SP
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 3/4 Zoll = 19.5 mm / 220 x 138 x 30.5 mm; 182 x 122 x 32 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1971 (Low Band), 1977 (High Band), 1986 (SP) / bis Mitte 1990er Jahre (LB und HB), bis 2000er (SP)
Entwickler / Hersteller: Sony / Geräte: JVC, Matsushita, Panasonic, National, Bosch Grundig; Bänder: Sony, Ampex, Scotch, Kodak, BASF
Verwendung: (semi-)professionelle Produktionen, Werbung, Institutionen, Unternehmen; Recorder und Kamera; für Gebrauchskopien interner Produktionen einigten Schweizer Universitäten sich 1976 (bis 1993) hochschulübergreifend auf das Kassettenformat U-Matic; Ausleihkopien Audiovision PTT (jetzt teilw. in Beständen MfK); beim Schweizer Fernsehen löst U-Matic Produktionsformat in den 1980er Jahren die 16-mm-Filme ab.
Betamax
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / 155 x 96 x 25 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1975 / bis Ende 1990er Jahre
Entwickler / Hersteller: Sony / Geräte: Sanyo, Toshiba, Pioneer; Bänder: BASF
Verwendung: Forschungs- und Bildungsinstitutionen,
Verbrauchermarkt; Recorder und Kamera (Betamovie)
VHS
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / 187 x 104 x 25 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1976 / bis Mitte 2000er
Entwickler / Hersteller: JVC / viele
Firmen
Verwendung
: Heimmarkt, Verleih, Institutionen, Unternehmen; Recorder und Kamera
Bemerkung: 1983 brachte Sony eine VHS-Kamera mit kleineren VHS-C Kassetten (92 x 59 x 23 mm) auf den Markt. Das Abspielen mit dem VHS-Player war mit einer Adapterkassette möglich. Für Gebrauchskopien interner Produktionen entschied sich die Universität Zürich 1993 (bis ca. 1997) für das Kassettenformat VHS; im Theaterbereich ca. 1980–2003; Ausleihkopien Audiovision PTT (jetzt in Beständen MfK), ca. 1985-2000
Video 2000, VCC (Video Compact Cassette) - Bild folgt
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / 183 x 110 x 26 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1979 / bis Ende 1990er Jahre
Entwickler / Hersteller: Philips, Grundig / BASF, Sony
Verwendung: Heimmarkt, Verleih, Recorder
Betacam, Beta Oxyd
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / gross: 253 x 145 x 25 mm; klein: 156 x 96 x 25 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1982 / bis Ende 1980er Jahre
Verwendung: TV, professionelle Produktionen; Player, Recorder und Kamera
Bemerkung: Erstes Format der Betacam-Reihe. Weitere analoge und digitale Formate, siehe unte. Die Kassetten der Beta-Formate unterscheiden sich in der Farbe.
Video 8 und Hi 8 (siehe Bild)
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 8 Millimeter / 95 x 62 x 15 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1985 (Video 8), 1989 (Hi8) / bis Mitte 1990er Jahre (Video 8), 2000er (Hi8)
Entwickler/Hersteller: Verschiedene (u.a. Sony)
Verwendung: Heimmarkt, Kamera, Recorder, z.T. Ausleihkopien
Bemerkung: Für leichte Kameras. Weitere Formate der gleichen Familie: Hi8 (1989, qualitative Verbesserung, Maschinen lesen auch Video8), D8=Digital 8 (1999, digitale Weiterentwicklung, z.T. lesen Maschinen auch Hi8 und Video8)
Betacam SP, Beta SP
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / gross: 253 x 145 x 25 mm; klein: 156 x 96 x 25 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1986 / bis Mitte 2000er Jahre
Entwickler/Hersteller: Sony / Ampex, Fuji et. al.
Verwendung: TV, professionelle Produktionen; Produktionsformat Deutschschweizer Fernsehen 1989 bis 2000; kleine Regionalfernsehanstalten (z. B. TVRL 1993–2005); Produktions- und Archivformat Audiovision PTT (jetzt in Beständen MfK), ca. 1985-2000; Recorder und Kamera.
Bemerkung: Sehr erfolgreiches analoges Format der Betacam-Reihe.
S-VHS
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / 187 x 104 x 25 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1987 / bis Mitte 2000er Jahre
Entwickler/Hersteller: JVC
Verwendung: Heimmarkt, kleine Regionalfernsehanstalten (z. B. TVRL 1993–2005); Recorder und Kamera (S-VHS-C)
Bemerkung: Weiterentwicklung von VHS; Recorder sind Rückwärtskompatibel zu VHS; kleinere S-VHS-C Kassetten (92 x 59 x 23 mm) für die Kamera.
Digitale Kassetten-Formate
Digital Betacam, DigiBeta
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / Gross: 253 x 145 x 25 mm; klein: 156 x 96 x 25 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1993 / bis Mitte 2010er Jahre
Entwickler/Hersteller: Sony
Verwendung: TV, professionelle Produktionen, Archivierung; Archivformat Deutschschweizer Fernsehen 1995 bis 2010er; Archivformat MfK, 2005-2012; z.T. Archivkopien Kommunikation Post und Swisscom (jetzt in Beständen MfK), ca. 1995-2005
Betacam SX
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / Gross: 253 x 145 x 25 mm; klein: 156 x 96 x 25 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1995 / bis Mitte 2010er Jahre
Entwickler/Hersteller: Sony
Verwendung: TV, professionelle Produktionen; z.B. im Bundeshausstudio des Schweizer Fernsehens
DV (siehe Bild) / Mini-DV
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: DV, Min-DV 1/4 Zoll = 6.4 mm / DV: 125 x 78 x 15 mm; Mini-DV: 66 x 48 x 12 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1995 / bis ca. 2010
Entwickler/Hersteller: JVC et al. / JVC, Sony, Panasonic
Verwendung: Mini-DV in Camcordern für Heimmarkt
Bemerkung: Native Übertragung von Kassette in Datei (ohne Decodierung/Codierung) möglich; auch Codec für Videodateien (.dv), die auf Speicherkarten/Harddiscs aufgezeichnet/kopiert werden können.
DV Cam
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/4 Zoll = 6.4 mm / Gross: 125 x 78 x 15 mm; klein: 66 x 48 x 12 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1995 / bis Ende 2000er Jahre
Entwickler/Hersteller: Sony
Verwendung: Kleine Regionalfernsehanstalten (z. B. TVRL, TV Bourdo-net) bis ca. 2003 bis ca. 2009
Bemerkung: Native Übertragung von Kassette in Datei (ohne Decodierung/Codierung) möglich; auch Codec für Videodateien (.dv), die auf Speicherkarten/Harddiscs aufgezeichnet/kopiert werden können.
DVCPro, DVCPro 25, D7
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/4 Zoll = 6.4 mm / Gross: 172 x 102 x 15 mm; mittel: 125 x 78 x 15 mm; klein: 97 x 65 x 15 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1995 / bis Ende 2000er Jahre
Entwickler/Hersteller: JVC
Verwendung: TV, professionelle und semi-professionelle Anwendungen
Bemerkung: Andere DVCPro-Formate mit Kassetten gleicher Grösse mit tieferer Kompressionsrate und deshalb häufigem Einsatz im TV-Bereich: DVCPro 50 (1995), DVCPro 100 oder HD (2005). Einige Geräte lesen alle DVCPro-Formate und z.T. auch noch DV und DVCam-Formate. Native Übertragung (ohne Decodierung/Codierung) möglich; auch Codec für Videodateien (.dv), die auf Speicherkarten/Harddiscs aufgezeichnet/kopiert werden können.
HDCam, D11 (Bild folgt)
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm; Gross: 253 x 145 x 25 mm; klein 155 x 96 x 25 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 1997 / 2010er Jahre
Entwickler/Hersteller: Verschiedene
Verwendung: TV, professionelle Produktionen
MPEG IMX, Betacam IMX, D10
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/2 Zoll = 12.7 mm / Gross: 253 x 145 x 25 mm; klein: 156 x 96 x 25 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 2000 / bis ca. 2015
Entwickler/Hersteller: Sony
Verwendung: TV, professionelle Produktionen; Produktionsformat Deutschschweizer Fernsehen 2000 bis ca. 2012; wenige Medienkunstwerke in der Sammlung MfK, 2002-2004
Bemerkung: Letztes Format der Beta-Familie. Native Übertragung (ohne Decodierung/Codierung) möglich; auch Codec für Videodateien (MPEG-2), die auf Speicherkarten/Harddiscs/professional Discs aufgezeichnet/kopiert werden können
HDV (Bild folgt)
Breite des Bandes / Grösse der Kassette: 1/4 Zoll = 6.4 mm; Normal: 125 x 78 x 15 mm; Mini: 66 x 48 x 12 mm
Einführungsjahr / Verwendungsperiode: 2004 / 2010er Jahre
Entwickler/Hersteller: Sony / Panasonic, Canon, JVC
Verwendung: TV, professionelle Produktionen; Mini: auch Privatbereich
Bemerkung: Kann HD 720p oder 1080i aufzeichnen; HDV-Geräte abwärts kompatibel mit DV; Probleme zwischen verschiedenen Geräten möglich.
Identifizierung von Videodateien
Die Identifizierung von Videodateien ist schwieriger als diejenige analoger Träger, weil sie nicht anhand unmittelbar erkennbarer äusserlicher Merkmale vorgenommen werden kann. Um so wichtiger ist es für die Langzeiterhaltung, dass Informationen zum Format und technische Spezifikationen gut dokumentiert werden. Falls diese nicht vorhanden sind oder im Rahmen einer Qualitätskontrolle überprüft werden sollen, kann man zunächst eine Reihe einfacher Werkzeuge verwenden. Die Reichweite und die Zuverlässigkeit der dort erwähnten und ähnlicher Tools sind allerdings unterschiedlich und in gewissen Fällen nicht ausreichend. Professionelle Ausrüstung und Erfahrung können erforderlich sein.
Hilfsmittel für die Identifikation von Videoformaten
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Gfeller, Johannes, Jarczyk, Agathe, Phillips, Joanna, Kompendium der Bildstörungen beim analogen Video , Zürich, 2013.
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Stauderman, Sarah, Messier, Paul, Video Format Identification Guide , o. O., 2007. Online , Stand: 17.2.2022.
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Texas Commission on the Arts, Videotape Identification and Assessment Guide , 2004. Online , Stand: 17.2.2022.
Werkzeuge: Player zum Sichten von AV-Dateien
VLC, MPEG Streamclip, ffplay, avplay, QuickTime Player 7 (ist universeller als die neueste Version) und QuickTime Player 10.
Letzte Anpassung: November 2019