Home / Empfehlungen Memoriav / All / 12.1 Fotos vermitteln und zugänglich machen


Zurück zur Hauptübersicht
< vorherige Seitenächste Seite >

12.1 Fotos vermitteln und zugänglich machen

12.1 Fotos vermitteln und zugänglich machen

Ausstellungen / Publikationen

Die Frage nach der öffentlichen Präsentation eines Projekts wird je nach Art des zu vermittelnden Bestands und der Art der Institution, welche dafür verantwortlich ist, unterschiedlich beantwortet werden müssen. Nicht alle Museen, Archive oder Bibliotheken sind gleichermassen willens oder in der Lage, Ausstellungen zu präsentieren, Publikationen herauszugeben oder eine Online-Bilddatenbank aktiv zu betreiben. Es ist jedoch in jedem Fall wünschenswert, dass Fotografien und Metadaten nicht nur kommentarlos der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, sondern dass auch inhaltliche Zusammenhänge und Erkenntnisse, die sich aus der Aufarbeitung eines Bestandes ergeben haben, in adäquater Weise kommuniziert werden.

Üblicherweise geschieht dies in Ausstellungen und Publikationen, in denen Bilder, Metadaten und Texte zusammengeführt werden. Dabei ist nicht der finanzielle Aufwand entscheidend, der für deren Produktion betrieben wird, sondern Qualität und Anschaulichkeit der Synthese, die das Wesentliche eines Projekts für das interessierte Publikum zusammenfasst und festhält. 

Ausstellung

Im Falle einer Ausstellung braucht es ein inhaltliches Konzept, das sich zwar in erster Linie am Projekt orientiert, jedoch auch die räumlichen Vorgaben des gewählten Ausstellungsorts in Betracht zieht. Allenfalls ist der Ausstellungsraum mit temporären Wänden aufzuteilen, um eine optimale Gliederung zu erreichen. Auch verschiedene Wandfarben (Vorsicht Lösungsmittel) können neben einer gewünschten ästhetischen Wirkung eine inhaltliche Struktur verdeutlichen. Ob Fotografien an der Wand oder in Vitrinen gezeigt werden sollen, oder ob allenfalls andere Präsentationsmöglichkeiten (Projektionen, interaktive Computerstationen etc.) in Frage kommen, muss abgeklärt werden. Erklärende Wandtexte, grössere Saaltexte und vor allem auch korrekte Bildlegenden müssen verfasst werden. Schliesslich ist auch die Frage der Werbung (Plakat, Inserat, Einladungskarte, Newsletter etc.), der medialen Präsentation sowie der kulturellen Vermittlung vom Anfang der Planung an mit einzubeziehen und mit einem entsprechenden Budgetposten zu versehen.

Wenn wertvolle Originale ausgestellt werden, sind die Richtlinien bezüglich Klima und Beleuchtung einzuhalten – immer im Hinblick auf die gesamte Dauer einer Ausstellung (s.a 4.2 Konservierung von analogen Fotografien–Licht => Link zu entspr. Kapitel). Auch die verwendeten Passepartouts und Rahmen müssen den konservatorischen Anforderungen genügen und können nicht nur nach ästhetischen Gesichtspunkten gewählt werden. Dies gilt auch für Vitrinen oder andere Behälter, in denen Originale ausgestellt werden sollen. Darüber hinaus muss auch die Sicherheit der Objekte gewährleistet werden (Alarmanlage oder Aufsicht im Raum). Falls eine Ausstellung von Originalmaterialienan mehreren Orten gezeigt werden soll, gelten selbstverständlich die zwischen Leihgebern üblichen Vorgaben bezüglich Transport (idealerweise gerahmt in Kisten), Versicherung (all risk und sogenannt nail to nail) sowie Licht, Klima und Sicherheit vor Ort. Da diese Vorgaben meist mit relativ hohen Kosten verbunden sind, müssen sie früh genug in die Planung einbezogen werden.

Wenn diese Bedingungen für eine Ausstellung nicht erfüllt werden können, oder wenn es sich um eine Ausstellung auf der Grundlage eines Negativ- oder Diabestands handelt, können selbstverständlich auch Neuabzüge (analog oder digital) gezeigt werden. In dieser Beziehung bieten die heute gängigen digitalen Drucktechnologien (auf der Basis von Ink-Jet) eine grosse Bandbreite an relativ kostengünstigen und konservatorisch unbedenklichen Printvarianten. Grundsätzlich gelten jedoch auch für diese Art von Ausstellungen die oben genannten inhaltlichen und gestalterischen Überlegungen.

Publikation

Wird eine Publikation in Betracht gezogen, ist genau zu überlegen, was für eine Art Publikation es sein soll: ein eigentlicher Ausstellungskatalog, eine allgemeinere Begleitpublikation oder eine gänzlich unabhängige Publikation. Soll es eine grundlegende Publikation (Standardwerk) werden oder stellt sie eher die Vertiefung eines bereits breit abgehandelten Themas dar? Da in der Regel für eine Publikation ein begrenztes Budget zur Verfügung steht, sind auch die Fragen des Umfangs, der Mehrsprachigkeit, der Distribution sowie der Auflage entscheidend. Auch die Art der Gestaltung und die Druckqualität (Faksimile oder einfarbige Illustration?) haben finanzielle Konsequenzen. Vieles ist nice to have, aber nicht alles ist realisierbar. Inhaltliche Fokussierung und stringente Bildauswahl lohnen sich deshalb in jedem Fall. Auch ist es ratsam, die Zusammenarbeit mit einem Verlag zu prüfen – wobei zu beachten ist, dass für Bücher, die in den Buchhandel kommen, die Frage der Copyrights speziell geprüft werden muss.

Wenn hingegen weder eine Publikation noch eine Ausstellungmöglich ist, kann den inhaltlichen Ansprüchen an die Vermittlung und die Präsentation eines Projekts auch innerhalb einer Website Rechnung getragen werden, etwa mittels zusätzlicher Texte oder Dokumente, oder weiterer Möglichkeiten des modernen Web-publishing.

Schlussbemerkung

Um erarbeitetes Wissen möglichst ohne Schranken zur Verfügung zu stellen und vorhandene Ressourcen optimal zu nutzen, ist – wenn immer möglich zu überprüfen –, ob sich Kooperationen zwischen Institutionen anbieten. Denn Ziel aller Vermittlungsbemühungen sollte es sein, nicht nur den bereits existierenden, riesigen Bilderberg ins Unermessliche wachsen zu lassen, sondern einer möglichst breiten Öffentlichkeit ein Mosaik verschiedenster fotografischer Bestände zu erschliessen, die in ihrer Gesamtheit die facettenreiche Geschichte der Fotografie in der Schweiz abbilden.

Zugang und Online-Vermittlung

Welche Strategie sollten kleinere Institutionen in einer Zeit verfolgen, in der alle grossen Institutionen wesentliche Teile ihrer Sammlungen online zur Verfügung stellen? Ob man sich nun darauf beschränkt, nur ausgewählte Objekte zu zeigen oder gleich eine „virtuelle“ Ausstellung präsentiert –die Lösungen zur Bereitstellung von ausgewählten Inhalten oder einer kompletten Webseite sind heutzutage zahlreich und durchaus erschwinglich.

Die Stärke der Online-Vermittlung liegt dabei weniger in der Vollständigkeit als in der Präsentation eines gut dokumentierten Bestandes. Ein gutes Beispiel dafür ist die Webseite La mémoire des images, autour de la collection iconographique vaudoise, die 2015 anlässlich der Ausstellung im Musée de l’Élysée rund um die Waadtländer Bildersammlung eingerichtet wurde. Die Ausstellung war ein Gemeinschaftsprojekt des Musée de l’Élysée und der Bibliothèque cantonale et universitaire de Lausanne und sollte diesen bedeutenden Bilderbestand der Öffentlichkeit näherbringen. Neben der Vermittlung der Inhalte vervollständigt diese Webseite die Ausstellung und den Katalog, indem sie die Geschichte der Bildersammlung erzählt. Ausserdem erhält man hier mit wenigen Klicks Zugang zu einer Vielzahl interessanter Objekte, etwa auf komplett digitalisierte Fotoalben.

Das Internet mag ein geeignetes Mittel zur Vermittlung fotografischer Bestände sein, aber man sollte immer auch erläutern, in welchem Kontext das jeweilige Projekt ins Leben gerufen wurde. Nur Zugriff auf die Abfrage einer Datenbank zu gewähren, ist nicht unbedingt die optimale Lösung. Heute setzen viele Einrichtungen auf spezifische und eigens dafür in Szene gesetzte Inhalte. Aus der Perspektive des Besuchers macht ein begrenzter und gut dokumentierter Korpus sehr viel mehr Eindruck.

Die Epoche des Storytellings hält eine breite Palette von Hilfsmitteln bereit, mit denen sich aus Fotografien und Dokumenten bestehende Bestände hervorragend präsentieren lassen. Man muss nicht immer gleich eine eigene Webseite einrichten: Veröffentlichungen in sozialen Netzwerken, Blogs oder auf Wikipedia können durchaus sinnvolle Alternativen sein. 

Webseite

Die Wahl der geeigneten Plattform hängt von mehreren Faktoren ab. Vor allem muss vorab geklärt werden, ob die Webseite der eigenen Institution leicht zu gestalten ist. Man sollte sich vor der Einrichtung einer autonomen, externen Webseite nicht scheuen. Es gibt zahlreiche kostengünstige Lösungen mit diversen Funktionen (Bildergalerien, Multimedia-Funktionen, Verwaltung von Dokumenten, Schlüsselbegriffen usw.). Die Webseite La mémoire des images basiert auf Wordpress. Dieses kostenlose Website-Management-System ist äusserst flexibel. Das Einrichten der Internetseite erfordert gewisse technische Grundkenntnisse, danach ist die Handhabung jedoch einfach. Wordpress bietet viele verschiedene Funktionen an und ist relativ einfach in der Anwendung. Es gibt natürlich auch Alternativen, die etwa (graphisch) gelungenere Motive anbieten und ebenfalls einfach anzuwenden sind, zum Beispiel Squarespace oder Wix. Allerdings sind diese Systeme nicht ganz so flexibel.

Soziale Netzwerke und Blogs

Es ist durchaus möglich, einen Foto- oder Materialbestand auch über die sozialen Netzwerke zu vermitteln. Soziale Netzwerke und Blogs ermöglichen die regelmässige Veröffentlichung von Inhalten und eignen sich besonders für Bilder und multimediale Dokumente. Derartige Veröffentlichungen können entweder eine bestehende Webseite ergänzen oder die Inhalte unabhängig davon präsentieren. Darüber hinaus sind sie so angelegt, dass sich die Inhalte darin weiterentwickeln lassen. Natürlich erfordert ihre Pflege ein gewisses Engagement seitens der publizierenden Institution.

Auf Flickr können beispielsweise grosse Mengen von Fotos verwalten werden. Jede Institution kann dabei diverse Feineinstellungen vornehmen, sowohl im Hinblick auf die Metadaten als auch in Bezug auf die Organisation oder die Rechte. Flickr ist eine kostenlose Website zum Teilen von Fotos und Videos, die allerdings auch einige kostenpflichtige Funktionen hat. Des Weiteren lohnt sich ein Blick auf «The Commons», das Flickr-Programm für öffentliche Institutionen, die Werke ohne Beschränkung des Copyrights anbieten.

Facebook ist nach wie vor das Netzwerk, das von Museen und kulturellen Einrichtungen am häufigsten genutzt wird. Auf Facebook kann eine Sammlung zu neuem Leben erweckt, sie mit anderen geteilt und sie nach Belieben in Szene gesetzt werden. Die Facebook-Seite von Gallica der digitalen Bibliothek der «Bibliothèque nationale de France» (BnF, französische Nationalbibliothek) und ihrer Partner, zeigt eindrucksvoll, wie umfassend sich eine Sammlung in den sozialen Netzwerken inszenieren lässt. Eine Facebook-Kampagne ist natürlich umso wirkungsvoller, je besser sie das Angebot auf der Webseite oder im Blog ergänzt. Anders als die sozialen Netzwerke bietet ein Blog die Möglichkeit, noch umfassendere Inhalte und zahlreiche multimediale Quellen (Fotos, Videos, Audio-Dokumente usw.) zu veröffentlichen.

Alle diese Plattformen erfordern relativ begrenzte technische Kenntnisse, müssen jedoch fortlaufend redaktionell betreut werden. Die permanente Weiterentwicklung der präsentierten Inhalte kann sich als zeitraubend erweisen, macht das Dargestellte jedoch sofort für die Öffentlichkeit sichtbar. Auch eine Kombination dieser unterschiedlichen Lösungen kann von Interesse sein, vorausgesetzt, man wählt einen zentralen Ausgangspunkt.

Multimediale Lösungen

Wenn die Webseite der Institution mit multimedialen Elementen ergänzt werden soll, braucht es für jede Art von Dokument passende Zusatztools. In den meisten Fällen deckt die kostenlose Version dieser Tools bereits die unverzichtbaren Funktionen ab. Mit folgenden Programmen können Sie (etwa via «embed content» bei HTML) multimediale Inhalte auf Ihren Seiten einfügen: Youtube oder Vimeo (ohne Werbung) für das Video-Management, SoundCloud für Audio-Dateien, und Flickr für die Verwaltung und Wiedergabe grosser Sammlungen digitalisierter Dokumente. Die Website La mémoire des Images nutzt den Service Issuu, mit dem sich sehr gut Bücher oder Fotoalben durchblättern lassen. Issuu ist eine Plattform für die elektronische Herausgabe von Büchern, Zeitschriften und Katalogen, auf der man online in den Publikationen (im PDF-Format) blättern kann.

Man kann das Storytelling-Konzept auch mit anderen Tools umsetzen, die in der Lage sind, die unterschiedlichen Inhalte miteinander zu verknüpfen. Timeline JS ist ein Tool zur Herstellung interaktiver Zeitleisten und zeitlicher Abfolgen (Text, Bild, Multimedia-Bausteine) auf der Grundlage von Google Drive. Juxtapose JS ist ein Bildervergleichstool, das mit Gegenüberstellungen arbeitet. Es ist sehr nützlich für den Vergleich von zwei Ansichten ein-und desselben Orts, die zum Beispiel in unterschiedlichen Epochen aufgenommen wurden. Storymap JS ist ein Tool für die Erstellung interaktiver Karten, die sich durch multimediale Inhalte ergänzen lassen. Seine Erweiterung Gigapixel JS ermöglicht die Kommentierung eines Werks. Alle diese Tools sind kostenlos erhältlich und problemlos zugänglich.

Wikipedia

Wikipedia ist eine gemeinschaftlich genutzte Plattform, die bei der Vermittlung fotografischer Sammlungen allzu oft vernachlässigt wird. Dabei ist diese freie Enzyklopädie doch heute das Nachschlagewerk schlechthin und eignet sich wunderbar zur Verbreitung frei verfügbarer Daten und gemeinschaftlicher Praktiken. Wikipedia ist ein gutes Forum für die Vermittlung von Sammlungen mit hohem Potenzial und auf dem Gebiet der kulturellen Daten durchaus innovativ. Gute Beispiele sind die Projekte GLAM (Akronyme für Galerien, Büchereien, Archive und Museen) oder Wikipédiens en résidence . Jeder auch noch so kleine Beitrag zu Wikimedia ist ein effizientes Mittel, um den Bekanntheitsgrad eines Bestands zu steigern und gleichzeitig der Qualität der Daten ein Mindestmass an Respekt entgegenzubringen.

Die oben beschriebenen Vorgehensweisen können einzeln oder in Kombination genutzt werden. Vor dem Start eines Internet-Projekts sollte man jedoch die Struktur der (verfügbaren und noch zu schaffenden) Inhalte sorgfältig planen und festhalten, damit sie stets stichhaltig und entwicklungsfähig bleibt. Ein themenbezogener Ansatz auf der Grundlage vorhandener Ressourcen ist dabei zu bevorzugen. Dieses Konzept rückt auch die Forschungsarbeit und die Entwicklung der Erkenntnisse rund um die zu vermittelnden fotografischen Bestände ins Rampenlicht.

  • REY-BELLET, Guillaume: Les institutions culturelles en coopération avec les communautés en ligne. L’exemple du Wikipédien en résidence (Die Zusammenarbeit von kulturellen Institutionen und Online-Communities anhand des Beispiels der Wikipedians in Residence). In: Informationswissenschaft: Theorie, Methode und Praxis, Vol. 4, Nr. 1, Mai 2016, S. 279-303. Online, Stand: 22.2.2022

  • Zeitschrift Arbido 3 vom 3. September 2015: GLAM und /et /e Wikimedia. Online, Stand: 15.12.2022

  • Facebook-Seite von Gallica. Online, Stand: 22.2.2022

  • Youtube. Online, Stand: 22.2.2022

  • Vimeo. Online, Stand: 22.2.2022

  • SoundCloud. Online, Stand: 22.2.2022

  • Flickr. Online, Stand: 22.2.2022

  • Issuu. Online, Stand: 22.2.2022

  • Timeline JS. Online, Stand: 22.2.2022

  • Justapose JS, Online, Stand: 22.2.2022

  • Storymap JS. Online, Stand: 22.2.2022

  • Gigapixel JS. Online, Stand: 22.2.2022

  • GLAM (Galleries, Libraries, Archives ans Museum). Online, Stand: 22.2.2022

Letzte Anpassung: Oktober 2017


Zurück zur Hauptübersicht
< vorherige Seitenächste Seite >




Suchen


Index



WordPress Themes