Home / Empfehlungen Memoriav / All /  1.1 Einführung Fotografie


Zurück zur Hauptübersicht
< vorherige Seitenächste Seite >

 1.1 Einführung Fotografie

1.1 Einführung Fotografie

Fotografie oder Photographie (aus griechisch photós, «Licht», und graphein, «schreiben, malen», also «malen mit Licht») bezeichnet eine bildgebende Methode, bei der mit Hilfe von optischen Verfahren (meist eine Fotokamera) ein Lichtbild auf eine lichtempfindliche Schicht (z.B. Papier oder Film) projiziert und dort direkt und dauerhaft festgehalten (analoges Verfahren) oder mittels lichtempfindlichen Sensoren in elektronische Daten gewandelt und in einem separaten Speichermedium (Chip, Stick, Harddisc etc.) gespeichert wird (digitales Verfahren). Gleichzeitig bezeichnet Fotografie das dauerhafte Lichtbild selbst (umgangssprachlich auch Foto genannt), das durch fotografische Verfahren hergestellt wird. Dabei kann es sich entweder um ein Positiv oder Negativ (in Schwarzweiss oder Farbe) auf Film, Folie, Papier oder einem anderen Schichtträger handeln. Fotografische Aufnahmen werden analog als Abzug, Vergrösserung, Filmkopie oder digital als Druck (in der Regel als Inkjet-Print) vervielfältigt. Digitale Bilddaten können auch auf analogen Materialien (z.B. chromogene Farbmaterialien) ausbelichtet werden und stellen so eine Art Hybrid-Fotografie dar.

In dieser kurzen, auf einem Wikipedia-Eintrag beruhenden technischen Beschreibung der Fotografie sind drei Dinge hervorzuheben: bei Fotografien handelt es sich um Bilder, die mit einer Kamera aufgenommen werden – analog oder digital –, die dauerhaft sein sollen und die grundsätzlich reproduzierbar sind. Es macht im Bereich Fotografie wenig Sinn, wie in der Kunst von Originalen» zu sprechen, ausser bei historischen Unikatverfahren wie etwa der Daguerreotypie oder der Ambrotypie, bei späteren Sofortbildverfahren wie Polaroid, bei Werken der sogenannten Kunstfotografie um 1900 (als Unikate gefertigte Edeldrucke), bei sogenannten «Vintage» Silbergelatineabzügen der klassischen Fotogeschichte oder bei fotografischen Werken zeitgenössischer Künstler.

Fotografie zeichnet eine extreme Realitätsnähe aus – die Natur bildet sich quasi selbst ab, wie bereits bei ihrem ersten Erscheinen vor über 160 Jahren festgestellt wurde – und gleichzeitig hat sie von Beginn an das Potenzial zum Massenmedium. Einerseits ist ihre Reproduzierbarkeit bereits im Positiv/Negativ-Prozess angelegt und andererseits sorgt eine schnell wachsende Fotoindustrie dafür, dass die fotografische Technik vereinfacht und verbilligt und damit für jedermann erschwinglich und zugänglich wird. So entwickelt sich die Fotografie zum wichtigsten Bildmedium des 19. und 20. Jahrhunderts, zum Bildmedium, das nicht nur sämtliche Aspekte des menschlichen Lebens und jeden noch so entlegenen Ort auf der Erdkugel (und darüber hinaus) dokumentiert, sondern auch in allen Bereichen der Gesellschaft und der Kultur fundamentale Veränderungen bewirkt und unsere Wahrnehmung der Welt entscheidend beeinflusst. In der Forschung hat sie dank verschiedener Verfahren – wie Mikro- oder Makrofotografie – Phänomene, die von blossem Auge nicht zu sehen sind, sichtbar gemacht. Fotografie ist auch die Basis von Film, Fernsehen und Video und spielt heute, als selbstverständlicher Bestandteil des allgegenwärtigen mobilen Telefons eine nicht mehr wegzudenkende Rolle in unserer täglichen Kommunikation. Die Fotografie ist deshalb mehr als nur Teil unseres audiovisuellen Kulturerbes, sie ist unser visuelles Gedächtnis der letzten 150 Jahre schlechthin, dessen Erhaltung mit Unterstützung von Memoriav gewährleistet werden soll.

Das Medium Fotografie ist ein äusserst komplexes Phänomen und lässt sich bezüglich seiner Erscheinung und Wirkungsweise auf keinen einheitlichen Nenner bringen. Fotografien werden in ganz unterschiedlichen Kontexten produziert und in ebenso unterschiedlichen Zusammenhängen wieder gebraucht und wahrgenommen. Sie können eigenständige Schöpfungen sein, aber auch reine Reproduktionen (und zwar ebenfalls analog oder digital, Kameraaufnahmen oder Scans) von Bildern, Objekten, Bauten etc. Fotografien sind deshalb heute an ganz unterschiedlichen Orten und in den verschiedensten Kategorien geordnet zu finden, nicht nur in Staats-, Presse- und Firmenarchiven, in Universitäts- und Kantonsbibliotheken, Museen oder Sammlungen aller Art, sondern etwa auch in Schuhschachteln auf dem privaten Estrich, in Fahndungsregistern der Polizei oder Musterbüchern der Textilindustrie. In ihrer Wertigkeit oszillieren sie zwischen fotohistorisch bedeutendem Unikat und milliardenfach geknipsten Handybildern, zwischen aussagekräftigem Zeitdokument und kurzlebiger Werbeaufnahme oder zwischen sensiblem künstlerischem Ausdruck und stereotypem privaten Familienbild.

Welche der kürzlich auf über 50 Millionen geschätzten Fotografien, die sich in öffentlichen Schweizer Institutionen befinden, es wert sind, langfristig erhalten zu werden, ist nicht einfach zu entscheiden. Ihre Wertigkeit ergibt sich aus ihrer Einbettung in einen Sinnzusammenhang, in eine ganz spezielle Kultur, wie sie von den verschiedenen Institutionen gepflegt wird, die Fotografien sammeln und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Wertigkeit ist den Fotografien nicht quasi von Natur aus eingeschrieben, auch nicht in Bezug auf die Fotografiegeschichte unseres Landes – sie muss ihnen aktiv zugeschrieben werden.

  • Fotografie, Artikel in Wikipedia, Online, Stand: 22.2.2022

Letzte Anpassung: Oktober 2017


Zurück zur Hauptübersicht
< vorherige Seitenächste Seite >




Suchen


Index



WordPress Themes