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Die Cinémathèque suisse und Memoriav am Locarno Film Festival

Die Cinémathèque suisse freut sich, dieses Jahr mit ihren Partnern Memoriav und RTS drei wichtige Filme vorzuführen, die früher einmal in Locarno zu sehen waren und von denen zwei dort ausgezeichnet wurden. Charles mort ou vif mit François Simon, der erste abendfüllende Spielfilm von Alain Tanner, ausgewählt für die Kritikerwoche in Cannes und Gewinner des Goldenen Leoparden im Jahr 1969; Le Grand Soir von Francis Reusser mitgeschrieben von der verstorbenen Ko-Autorin Patricia Moraz, mit Niels Arestrup (Goldener Leopard im Jahr 1976); und schliesslich Grauzone von Fredi Murer, bei der Preisverleihung 1979 zu Unrecht übergangen, obwohl die (insbesondere internationale) Kritik ihn als den schönsten Film im damaligen Wettbewerb lobte. Murer machte dies 1986 mit Höhenfeuer wett, der ihm (endlich!) den prestigeträchtigen Preis einbrachte.

Montag, 12. August um 10.00 Uhrim GranRex
Charles mort ou vif von Alain Tanner
Nach einem Fernsehinterview verlässt der Industrielle Charles Dé seine Firma und macht sich auf die Suche nach einem neuen Leben, frei von gesellschaftlichen Zwängen. Gemäss dem Filmkritiker Frédéric Bas «trägt dieses Filmmanifest die Signatur des Neuen Schweizer Films im Sog des Mai ‘68; eine Mischung aus Leichtigkeit und Tiefe mit einem sicheren Gespür für das Absurde, das mit Finesse und Brillanz behandelt wird, um den Feind zu verspotten. Charles mort ou vif ist nicht nur eine ironische Anspielung auf die Brutalität des entfesselten Kapitalismus made in USA, an dem sich das rechtschaffende Genf orientiert, sondern gibt einen Vorgeschmack auf das spätere Werk.»
Kritikerwoche in Cannes und Goldener Leopard in Locarno, 1969.
Restaurierung: Cinémathèque suisse mit der Unterstützung von Memoriav und RTS, in Zusammenarbeit mit Renato Berta, Labor: L’Immagine Ritrovata (Bologna), mit der Beteiligung der Association Alain Tanner.

Donnerstag, 15. August um 15.30 Uhr im Palacinema 1
Grauzone von Fredi M. Murer
Nach seinem bemerkenswerten Dokumentarfilm Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, dass wir da sind (1974) begibt sich der Zürcher Regisseur in die Niederungen der Stadt. Dort filmt er die graue Agglomeration und ihre verängstigten Bewohner in einem Format, das er Dokufiktion nennt und in Zusammenarbeit mit mehreren Drehbuchautoren (unter ihnen auch Adolf Muschg) geschrieben hat. Im Schwarz-Weiss-Film mit Fantasy-Elementen ist ein junges Paar von einer mysteriösen Epidemie betroffen, die die Regierung vertuschen möchte. Grauzone (1979), eine kritische Beschreibung einer urbanen, entwurzelten Schweiz, ist eines der mächtigsten Werke über die helvetische Kontrollgesellschaft und greift der Zürcher Revolte von 1980 (Züri brännt) vor. Für Louis Skorecki (in den Cahiers du cinéma von damals) gehört Murer neben Jean-Luc Godard zu den grössten Schweizer Regisseuren. Er nennt diesen Film eine hyperrealistische Parabel, eine ethnologische Science Fiction über das, was heute in der Schweiz passiert, und was morgen hier und vielleicht auch anderswo passieren wird, wenn wir nicht achtgeben.
Wettbewerbsfilm in Locarno, 1979.
Im Rahmen des Ehrenleoparden für Fredi Murer, 2019.
Restaurierung: Cinémathèque suisse mit der Unterstützung von Memoriav und in Zusammenarbeit mit Fredi Murer, Labor: Cinegrell (Zürich).

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