Am 8. November 1941 zeigte das Kino Rex in Zürich zum ersten Mal Romeo und Julia auf dem Dorfe. Trotz des hervorragenden Echos in der Presse und der Besetzung mit der renommierten Schauspielerin Margrit Winter und dem bekannten Darsteller Erwin Kohlund brachte der Film nicht den erwarteten Erfolg. Nach nur 23 Tagen wurde er aus dem Programm gestrichen. Anschliessend wurde der Film neu aufgelegt, um 20 Minuten gekürzt und dann mehrmals gezeigt, insbesondere in Österreich Ende der 1940er-Jahre, in einer deutschen Synchronisation. Es gab damals mehrere Versionen des Films, die sich im Schnitt, in der Länge der Einstellungen und manchmal sogar in den Bildern unterschieden. Als unter der Aufsicht eines der beiden Regisseure eine neue Version entstand, wurden die originalen Nitratnegative von Bild und Ton im Jahr 1978 vernichtet.
Fünf Jahre Restaurierungsarbeit
Für die Restaurierung der ursprünglichen Fassung standen der Cinémathèque suisse lediglich vier Nitratkopien unterschiedlicher Länge und Edition zur Verfügung, die erheblich beschädigt und unvollständig waren. Eine riesige historische und technische Forschungsarbeit, die sich über fünf Jahre erstreckte, war notwendig, um den Film in einer Fassung zu rekonstruieren, die der ursprünglichen Fassung von 1941 mit einer Gesamtlänge von 104 Minuten so nahe wie möglich kommen sollte. Eine Restaurierung, die vom Labor L’Immagine Ritrovata in Bologna und vom Labor Cinévolution in Mons (Belgien) für den Ton durchgeführt wurde. Für Freddy Buache war Romeo und Julia auf dem Dorfe der schönste und echteste Schweizer Film, der je gedreht wurde. Der Kritiker, Historiker und ehemalige Direktor der Cinémathèque suisse sah darin ein universelles Werk: «Man könnte diesen Film mit den Klassikern des schwedischen Kinos vergleichen (…). Er weist den Weg: Unsere Filmschaffenden sollten unseren nationalen Charakter zum Ausdruck bringen, doch in einem Geist und einem jeden Regionalismus transzendierenden Lyrismus. In diesem Sinne bleibt Romeo und Julia auf dem Dorfe ein Film von strahlender Schönheit, dessen Tragweite man gestern leider nicht erfasst hat, der jedoch für heute und morgen wegweisend ist.» Die Auswahl des Films für die Berlinale bietet nun die Gelegenheit, ihm endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Video der Restaurierung des Films | Berlinale Classics 2023
Quelle: Cinémathèque suisse
Erfahren Sie mehr über die Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse bei der Erhaltung dieses wichtigen Kulturgutes.
Zum Projektbeschrieb / Zur neuen Webseite der Cinémathèque suisse