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67 Mio. fotografische Zeugen unserer Geschichte

Memoriav publiziert erstmals einen umfassenden Bericht über das Schweizer Fotoerbe seit der Entstehung der Fotografie vor 175 Jahren. Gemäss den Erkenntnissen des Berichts, lagert die Mehrheit der Fotografien oft unbearbeitet in den Gedächtnisinstitutionen und muss für die Öffentlichkeit noch zugänglich gemacht werden. Ohne konservatorische Massnahmen ist ein grosser Teil davon mittelfristig bedroht.

Gemäss einer breit angelegten Studie und Hochrechnung des Fotobüros Bern, die im Auftrag von Memoriav erstellt wurde, beläuft sich das (analoge) Schweizer Fotoerbe auf über 67 Mio. Bilder. Davon befinden sich rund 50 Mio. Bilder an bekannten, öffentlich zugänglichen Standorten und über 17 Mio. Bilder sind noch in der Hand Dritter (Archive/Nachlässe von Fotografen, Amateurbestände, Firmenarchive und private Sammlungen). Schätzungen gehen indes davon aus, dass seit 1839 weit über 140 Mio. Fotografien entstanden sind.

Die 50 Mio. Bilder sind schweizweit auf 452 öffentlichen Institutionen verteilt: 38.2 % bei Archiven, 25.8 % bei Museen, 10.4 % bei Bibliotheken, 7.6 % bei Amts- und Dokumentationsstellen. Elf Institutionen, darunter das Schweizer-ische Nationalmuseum und das Staatsarchiv Aargau, sind „Fotomillionäre“. Die Bildbestände verteilen sich folgendermassen auf die vier Sprachregionen: 80.9 % Deutsch, 18.3 % Französisch, 0.6 % Italienisch, 0.2 % Rätoromanisch.

Es ist davon auszugehen, dass rund 75 % des fotografischen Erbes noch nicht „bearbeitet“ werden konnte. Bei geschätzten Kosten von 1.5 bis 2.0 CHF pro Bild bedeutet dies einen Finanzbedarf von 55 – 74 Mio. CHF, der von den Kantonen, Regionen und Gemeinden sowie vom Bund in den kommenden Jahren zu tragen wäre. Ein zentraler Bestandteil der Bearbeitung ist die Erschliessung. Nicht bzw. nicht vollständig erschlossene Bestände sind nicht bzw. nur eingeschränkt nutz- und recherchierbar. Gemäss den Ergebnissen der Studie haben die erhaltenden Institutionen einen Handlungsbedarf im Bereich der Konservierungsmassnahmen und Spezialkenntnissen bezüglich des audiovisuellen Kulturgutes sowie bei der Infrastruktur – insbesondere fehlen genügend adäquate Lagerräume.

Der grösste Teil des (analogen) Schweizer Fotoerbes – knapp 60 % der Fotografien – ist in den letzten 50 bis 70 Jahren der „analogen Ära“ entstanden. Es sind aber gerade die „neueren Verfahren“ (Nitrat- und Acetatfilme sowie Farbmaterialien), die konservatorisch besonders gefährdet sind.

Würde man das fotografische Erbe der Schweiz feinsäuberlich in Umzugskartons verpacken und auf dem Bundesplatz deponieren, bräuchte man dafür 14145 Schachteln. Fotovisualisierung: Benjamin Jaun
Würde man das fotografische Erbe der Schweiz feinsäuberlich in Umzugskartons verpacken und auf dem Bundesplatz deponieren, bräuchte man dafür 14145 Schachteln. Fotovisualisierung: Benjamin Jaun

Studie, Aktualisierung und Bericht
Memoriav führte von 1998 bis 2002 in Zusammenarbeit mit dem Institut Suisse pour la Conservation de la Photographie (ISCP) die «Etude sur l’état des collections photographiques en Suisse» (Studie über den Zustand der fotografischen Beständ in der Schweiz) durch, bei der wertvolle Daten zu Fotobeständen in öffentlichen Institutionen der Schweiz gesammelt wurden. In Zusammenarbeit mit dem Fotobüro Bern konnten die Daten nun aktualisiert und auf dem Online-Nachschlagewerk fotoCH im Bereich «Institutionen» konsultierter gemacht werden. Der Schlussbericht der Aktualisierung liegt in deutscher und französischer Sprache vor. Zum Schlussbericht (PDF)

Auf der Grundlage dieser Aktualisierung konnte der Überblick über das fotografische Kulturerbe in der Schweiz. Bericht über den Umfang, den Zustand, die Erschliessung und die Bedeutung fotografischer Bestände in öffentlich zugänglichen Schweizer Institutionen erstellt werden. Zum umfassenden Bericht (PDF)

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