#archivschaetze
Die Entstehung der Eidgenossenschaft (1924)
15.12.2014
Im Rahmen des monatlichen Programmfensters “Archivschätze (ehemals Sortie du labo)” zeigt die Berner Kinemathek Lichtspiel das waghalsige Filmprojekt, die Schweizer Geschichte filmisch umzusetzen.
Der Film ist das waghalsige Unternehmen, ein grosses Panorama der Schweizer Geschichte filmisch umzusetzen. Die Erstaufführung dauerte epische drei Stunden und wurde vom Tonhallen-Orchester begleitet. Entsprechend euphorisiert war das Premierenpublikum, das den Film mit Absingen der Nationalhymne verdankte.
Während der Film einerseits als Versuch gewürdigt wurde, die „so reiche und dramatische Geschichte unseres Landes im prächtigen Gewand einer noch unverbrauchten Natur zu inszenieren“, blieb andererseits nicht verborgen, dass „Die Entstehung der Eidgenossenschaft“ eben auch das Machwerk eines Amateurs war und in vielerlei Hinsicht dem zeitgenössischen Stand der Film- produktion hinterherhinkte. Mit Emil Harder steckte ein nach Übersee ausgewanderter Sankt Galler Bäcker hinter dem Projekt, der sich von seiner Filmbegeisterung mitreissen liess und in der diagnostizierten Krise des Schweizer Nationalbewusstseins nach dem 1. Weltkrieg seinen Beitrag zu einem neuen Gemeinschaftsgefühl leisten wollte – wie der Titel verrät auch in Anlehnung an David W. Griffith‘ „Birth of a Nation“. In Amerika sollte der Film ausserdem die Schweiz näher bekannt machen. Dazu schlug Harder hier wie dort heftig die Werbetrommeln. Die Idee, dass ausschliesslich an Originalschauplätzen gedreht werden sollte, schien die Geldgeber zu überzeugen.
Doch es sollte anders kommen. Zwar wurden eifrig Kostüme geschneidert und Kulissen aufgebaut, in vielerlei Hinsicht aber musste Harder Kompromisse eingehen und Anpassungen vornehmen, die schauspielerischen Leistungen waren mässig und der Erfolg an den Kassen liess auf sich warten. Gleichwohl ist der Film, der kurz nach der Erstaufführung auf 90 Minuten gekürzt wurde, ein schönes und vielseitiges Zeitzeugnis, eine Wilhelm-Tell-Geschichte in einem Moment, wo niemand vor Gessler mehr den Hut zieht – allerdings auch nicht vor den Nachbarn. (Quelle: Lichtspiel, Bern)
Musikalische Begleitung: Christian Henking
Foto: Sammlung Cinémathèque suisse
Restaurierte Filme wiederentdecken
Mit dem monatlichen Programmfenster “Archivschätze (ehemals Sortie du labo)” bietet das Lichtspiel in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse und Memoriav die Gelegenheit, restaurierte Filme aus der Schatztruhe der Cinémathèque suisse zu entdecken..